Warum Erziehung und Leistunganspruch kein Widerspruch sind!

 

In vielen Gesprächen, die ich im Rahmen meiner Lesungen oder anderen Begegnungen mit Eltern führe, treffe ich auf unterschiedliche Meinungen zum Thema Bildung und Erziehung. Der Wunsch, die eigenen Kinder sollten einen internationalen Ausbildungsweg Einschlag, ist immer öfter zu vernehmen. Dieser widerspricht sich jedoch mit zwei sehr oft anzutreffenden Glaubenssätzen:

 

Die einen erzählen mir, dass echte Bildung ohne Latein und Altgriechisch unvollständig sei, dass ihre Kinder moderne Fremdsprachen und diesen ganzen „digitalen Kram“ problemlos nach dem Abitur lernen können. Gleichzeitig sind sie aber der festen Überzeugung, dass ihre Kinder selbstverständlich im Ausland studieren werden.

 

Aus meiner Sicht scheint diesen Eltern nicht bewusst zu sein, welch unglaublich hohe Forderungen sie an ihre Kinder stellen. Schließlich verlangen sie von ihnen perfekte Allgemeinbildung, gehen davon aus, dass sich ihre Kinder die zusätzliche Kompetenzen aus eigener Kraft und in kürzester Zeit aneignen, um dann selbstverständlich ein erfolgreiches Studium an einer berühmten Universität im Ausland abzuschließen.

 

Für die anderen sind Anforderungen an die Kinder grundsätzlich ein Anathema. Das Leistungsprinzip halten sie für eine unmenschliche Forderung. Ihre Kinder seien durch die Ansprüche der Schule und der sogenannten Leistungsgesellschaft sowieso schon gestresst genug. Dadurch würden sie der Möglichkeit beraubt, bereits in jungen Jahren ein entspanntes – oder, wie es Jugendliche heutzutage formulieren, ein „gechilltes“ Leben zu führen.

 

Diese Eltern haben sich vom Mitleid für ihre Kinder überwältigen lassen, wodurch sie jede Form der Anstrengung  von vornherein als unerhört empfinden – sie wünschen sich aber ebenfalls, dass ihre Kinder im Ausland studieren. Die jeweilige Qualität des Auslandsstudiums spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

 

Mit dem richtigen Ansatz gelingt das Auslandsstudium

 

Unsere beiden Kinder haben in Deutschland die Internationale Schule besucht und leben seit einigen Jahren in den USA. Sie haben dort an sehr guten Universitäten studiert und arbeiten nun in New York und in San Francisco. Die Erfahrungen und Erlebnisse während ihrer Schul- und Studienzeit sind ein Beispiel dafür, was eine positive, realistische und zukunftsorientierte Erziehung und Ausbildung bewirken kann. Sie versetzt unsere Kinder in die Lage, ihre Chancen in der internationalen Ausbildungs- und Berufswelt wahrnehmen und dort auch bestehen zu können.

 

Quintessenz ist der Realitätsbezug. Auf der Welt gibt es Millionen von jungen Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft nur mit Hilfe ihrer Intelligenz zu einem sorgenfreien und angenehmen Leben kommen können.

Diese jungen Menschen scheuen weder Anstrengung noch Leistung und stehen mit unseren Kindern im Wettbewerb um die Aufnahme an den sehr guten internationalen Universitäten. Oder auch, wenn es um begehrte Arbeitsplätze geht.

 

Leistungs- und Wettbewerbsorientierung gehen Hand in Hand

 

Wie bereitet man seine Kinder auf diesen globalen Wettbewerb vor? Die Teilnahme an Wettbewerb sollte aus einer positiven Grundhaltung heraus erfolgen (dazu mehr in „Wo bitte geht’s nach Stanford?“). Das Ausmaß des Wettbewerbs sollte im Verhältnis zur individuellen Leistungsbereitschaft des Kindes stehen. Positiv bedeutet, seinen Kindern weder mit nachlässiger Unterforderung noch mit unerfüllbarer Überforderung zu begegnen.

Denn nicht alle Kinder sind in der Lage gute Noten in Altgriechisch zu schreiben oder problemlos das Programmieren zu lernen.

 

In Deutschland ignorieren immer noch viele Eltern den digitalen Wandel. In der internationalen Ausbildungswelt ist er hingegen weit fortgeschritten. Dort ist der Bildungsauftrag bereits sehr viel mehr den Anforderungen im späteren Berufsleben angepasst. Unsere Kinder müssen digital kompetent werden und das ist je nach Ausbildungs- und Berufswunsch wichtiger als Altgriechisch. Auch die englische Sprache ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer internationalen Erziehung, die zu einer guten Ausbildung führen soll. Hier hängt die Messlatte sehr hoch, höher als das vermeintlich gute Schulenglisch oder das alltägliche Parlieren nach den Sommerferien in England.

 

Erziehung und Leistung stehen nicht in Widerspruch zueinander, sondern sind durch den Wettbewerb konstruktiv miteinander verwoben. Wir haben unsere Kinder aufgefordert sich nicht mit weniger Zufriedenheit zu geben, als sie leisten und schaffen können. Wer seine Kinder fördert, aber auch fordert, erlebt die vielen Wege und Ziele, die sich den Kindern durch eine ambitionierte Erziehung eröffnen, und die Kinder erleben, dass sie erreichen, was sie sich vorgenommen haben und dass das Erreichte zum Glück und zur Zufriedenheit in ihrem Leben beiträgt.

  

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