Was bei der Erziehung wirklich zählt - ein Plädoyer

 

Viele Eltern fragen sich, nach welchen Maßnahmen sie die Erziehung ihrer Kinder am besten gestalten. Die zentrale Frage, die sie sich meiner Überzeugung nachstellen sollten, lautet daher:

 

Wie kann ich dabei helfen, meine Kinder zu befähigen, ein glückliches, selbst stimmtes und - nach eigenen Maßstäben - erfolgreiches Leben zu führen?

 

Ich habe diese Frage für mich und meine Familie wie folgt beantwortet (und darüber auch vieles in meinem Buch Wo bitte geht’s nach Stanford? geschrieben): Ich lebe meinen Kindern vor, was ich von ihnen erwarte und was ich ihnen wünsche. Zum Beispiel erwarte ich von ihnen eine vollständige Berufsausbildung, die ihren Lebensunterhalt sichert und sie von großen finanziellen Sorgen fern hält. Wenn sie jedoch Künstler werden möchten, respektiere ich ihren Wunsch und unterstütze sie. Denn ich wünsche ihnen, dass sie einen Beruf finden und ausüben, den sie lieben. In einem solchen Fall, sagt ein chinesisches Sprichwort, braucht man nie wieder arbeiten.

 

Als Familie halten wir zusammen, wir sind für einander da und kommen gut miteinander aus. Für mich ist es vor allem sehr wichtig, dass sich unsere beiden Kinder gut verstehen, dass sie sich mögen und auch in Kontakt bleiben. Als sie noch klein waren, habe ich sie nie miteinander verglichen oder einen gegen den anderen ausgespielt. Es war mir sehr wichtig, dass der Ältere sich für den Jüngeren verantwortlich zeigt und der Jüngere sich auch um den Älteren gekümmert hat, wenn es notwendig war.

Wir Eltern haben den Kindern vermittelt, dass eine Ehe Arbeit bedeutet, dass man sich dafür anstrengen muss-  aber auch, dass der langfristige Gewinn, den man daraus zieht, alles andere übertrifft.

 

Wir Eltern haben unsere Kinder gelehrt, dass es zwischenmenschliche Konflikte gibt, aber auch immer eine Lösung. Dass es nicht nur Plan A, sondern auch B oder C geben kann. Es ist wichtig, nicht mit seinen Mitmenschen im Konflikt zu verharren, sondern gemeinsam nach einem möglichst guten Kompromiss für alle zu suchen - oder zumindest nach einer Lösung, die unter gegebenen Umständen Sinn macht. Man muss brainstormen und diskutieren, sich streiten, aber auch wieder versöhnen und wenn alles nicht hilft, auch verzeihen können!

 

Wir haben außerdem versucht, die soziale Kompetenz unserer Kinder zu stärken und zu fördern. Wir haben ihnen Zusammenhänge erklärt, die sich aus bestimmten Verhaltensweisen ergeben. Wir haben ihnen Ratschläge gegeben, wie sie mit gewissen Situationen umgehen können und wir haben ihnen immer geholfen, wenn sie im Kindergarten, in der Schule und in der Universität nicht mehr weiter wussten, weil sie z. B. Probleme mit einem Lehrer hatten oder mit anderen Kindern nicht zurecht kamen.

 

Wir haben unsere Kinder zu Hause mithelfen lassen. Wir haben ihnen kleine Aufgaben und Verantwortung gegeben. Wir haben sie gelehrt, dass es für jeden in der Familie zumindest kleine Pflichten gibt, damit man gut und reibungslos durch den Alltag kommt. Als sie älter wurden, haben unsere Kinder Aufgaben in einem Kinderheim übernommen, sie haben gelernt, anzupacken, zu helfen, sich um andere zu kümmern.

 

Wir arbeiten beide und hatten daher nicht ab Schulschluss für unsere Kinder Zeit. Daher haben wir die Zeit mit ihnen gestaltet und sinnvoll genutzt. Als sie klein waren genügten Stunden, die wir nur mit ihnen verbrachten, mit unserer ganzen Aufmerksamkeit, ohne Ablenkung, Handy oder Sonstigem. Später dann machten wir Sport zusammen, entdeckten und erklärten die Welt oder waren in der Natur unterwegs. Oder wir saßen einfach nur beisammen, unterhielten uns und lachten viel.

 

Was auch immer im Kindergarten, in der Schule oder in der Universität anstand, für uns war die erbrachte Anstrengung, der Einsatz an Arbeit und Mühe wichtiger als die mögliche Wahrscheinlichkeit eines Nicht-Gelingens.

 

Wir haben nie eine schlechte Note oder ein verlorenes Fußballspiel bestraft, sondern haben gefordert, dass sie das, was sie machen, gut machen und dass sie zu Ende bringen, was sie angefangen haben. Diese zwei Verhaltens-regeln waren für uns immer wichtiger als die erzielten Resultate. Mit dieser Ermutigung im Rücken haben sich unsere Kinder viel zugetraut und konnten den einen oder anderen Erfolg nach Hause bringen.

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