Viele Jugendliche träumen von einem Studium im Ausland. Auf der Wunschliste ganz oben stehen englische, amerikanische, spanische oder niederländische Universitäten.
Manch einer möchte auch nach Kanada, Australien oder Asien zum Studieren. Das Problem dabei ist nur, dass die Jugendlichen und auch ihre Eltern die bequemen und abgesicherten deutschen Verhältnisse auf das Ausland projizieren und bei der Suche und Auswahl ausländischer Universitäten wichtige Verhaltensweisen nicht beachten.
In Deutschland ist der Weg eher leicht. Man macht Abitur und bekommt über die Abiturnote einen Studienplatz. Mittlerweile fordern auch einige deutsche Universitäten persönliche Bewerbungen ein, und es gibt bereits anerkannte Privatuniversitäten. Doch der allgemeine Ductus ist immer noch, dass man davon ausgehen kann, dass alle deutschen Universitäten eine hohe Qualität haben und dass vor allem die Wahl der Universitätsstadt den Ausschlag gibt. Diese Haltung muss man im Ausland gründlich überdenken, denn dort ist das System wesentlich vielschichtiger und individueller. Vor allem gibt es die besten Universitäten der Welt, die ein Magnet für alle sind, und daher weltweit heiß begehrt und umkämpft sind. Mit dieser Hürde, sich gegen Tausende andere Aspiranten durchsetzen zu müssen, rechnen deutsche Abiturienten nicht und/oder sind sich nicht im Klaren darüber was das für sie und ihre Bewerbung im Einzelnen bedeutet. Darüber hinaus muss man sich die Qualität und Kultur der einzelnen Universitäten jenseits der Top Universitäten ganz genau ansehen, denn es ist nicht immer garantiert und gewährleistet, dass sie halten, was man glaubt zu bekommen. Da gibt es unter den Schülern viel Uninformiertheit, viel Unterschätzung und viele Versäumnisse. Daher möchte ich explizit auf die 3 wichtigsten Kriterien der Entscheidungsfindung eingehen, die man unbedingt anwenden sollte, wenn man darüber nachdenkt den Weg in eine internationale Ausbildung zu gehen:
1. Sich wirklich gut informieren
Bitte informieren Sie sich gründlich bevor Sie eine Entscheidung treffen. Es reicht nicht aus einen Freund der Familie oder die Eltern einer Freundin zu fragen. Die internationale Ausbildungswelt ist immens, sehr vielseitig, sehr unterschiedlich und nicht immer gut, nur weil Land und Universität exotisch und/oder bedeutend klingen. Studieren im Ausland ist heutzutage sexy, aber bitte aufpassen: das Ausland funktioniert nicht wie Deutschland und erfordert zudem oft einen sehr viel höheren Bewerbungseinsatz.
Bevor Sie also subjektiven Empfehlungen folgen, vertrauen Sie lieber den internationalen Rankings wie z. B. Times Higher Education, Topuniversities.com oder Shanghai Ranking. Sie enthalten wertvolle Informationen weit über das Übliche hinaus, da harte und weiche Daten ein sehr differenziertes Bild der internationalen Universitätslandschaft vermitteln, z. B. auch welche Universitäten den besten Einstieg in das Berufsleben bieten.
2. Nicht alles auf die leichte Schulter nehmen
In Deutschland ist der Weg an eine Universität vergleichsweise simpel. Abiturnote plus ZVS ergibt den Studienplatz an einer deutschen Universität. Ganz anders in anderen Ländern. Da gelten oft kompliziertere und härtere Bedingungen in Form von Aufnahmetests, Interviews, langwierigen Bewerbungen, Leistungsnachweisen etc.. Die Abiturnote ist dann nur eine von vielen Voraussetzungen und nicht ausreichend, um die Aufnahme in die Universität X oder Y ermöglichen. Es kann also sein, dass man sich auf dem Weg zum Ziel sehr viel mehr anstrengen muss, als zunächst vermutet; oder dass man sehr viel früher an viele zusätzliche Aufgaben denken muss, damit die Bewerbung auch klappt. Die Bewerbungsanforderungen korrelieren meist mit der Qualität der jeweiligen Universität. Daher muss die Vorbereitungszeit auf eine Bewerbung geplant werden, was unweigerlich dazu führt zu erkennen, ob man für die Wunschuniversität überhaupt geeignet ist.
3. Und ganz wichtig: Nicht zu spät dran sein
Bei uns gilt: Mach doch erst einmal dein Abitur und dann sehen wir schon! Mit G9 werden zudem viele Abiturienten wieder 19 oder 20 Jahre alt sein - verhältnismäßig alt im internationalen Vergleich. In England oder in den USA ist es völlig normal sein Studium mit 18 Jahren zu beginnen. Ferner sind die deutschen Schüler und Schülerinnen kaum bis gar nicht vorbereitet auf das, was sie dann am heftigsten trifft: die Erkenntnis, dass ihnen die benötigte Zeit aufgrund der Bewerbungsfristen und der Bewerbungsanforderungen fehlt. Deren Erfüllung ist oft Ergebnis einer Abfolge von Leistungsnachweisen über einen längeren Zeitraum, manchmal über Jahre. Und diesen Zeitraum können deutsche Abiturienten nicht mehr aufholen, sie haben die Fristen versäumt bzw. haben die Chance verpasst die notwendigen Voraussetzungen für eine vollständige Bewerbung zu leisten. Besser ist es sich proaktiv und rechtzeitig, also viel früher als sich viele vorstellen können, zu erkundigen, was und wann an der Universität X oder Y verlangt wird, um dort aufgenommen zu werden. Je nach Land und Universität empfehle ich sich bereits in der 9., 10. oder spätestens in der 11. Klasse des Gymnasiums mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Kommentar schreiben